“Eine Schwimmhalle auf Topniveau zu errichten und gleichzeitig den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht zu werden, war für den Architekten und Schwimmbadbauer keine leichte Aufgabe.Doch die Mühen haben sich gelohnt. Trotz moderner Architektur passt die Schwimmhalle perfekt zum Gebäude
Als Architekt und Schwimmbadbauer zum ersten Mal das Grundstück besichtigten, fanden sie eine alte Villa aus der Gründerzeit vor mit einem herrlichen, unter Denkmalschutz stehenden Garten, der unmittelbar an den Wannsee grenzt. Der Garten, berichten der Architekt Reza Kh. Mohtachem von der AMO-Planungsgruppe in Berlin und Schwimmbadbauer Jan Rambow von Topras Berlin, war 1908 von dem berühmten Architekten Ludwig von Tiedemann angelegt worden, wie überhaupt eine ganze Reihe von Grundstücken am See in der Nachbarschaft unter Denkmalschutz stehen. Die Aufgabe bestand darin, neben dem Bau eines kleinen Wellnessbereichs in der Villa selbst eine Schwimmhalle im Garten sowie ein Bootshaus am Ufer des Grundstückes zu errichten.
Schwimmhalle am Seeufer
„Bei denkmalgeschützten Objekten ist die Planung immer sehr aufwendig”, erläutert Reza Kh. Mohtachem. „Wir mussten einen Spagat schlagen, um das Moderne mit dem Alten zu verbinden. Deshalb galt es, die Schwimmhalle so auf dem Gelände zu platzieren, dass der Garten nicht beeinträchtigt wird und von der Wasserseite auch weiterhin der Blick auf das Haus gewährleistet ist.” Der ursprüngliche Plan sah eine Platzierung der Schwimmhalle mit 3 m Abstand zur Grundstücksgrenze und einem Privatweg vor, aber dann zwangen die Vorgaben des Denkmalschutzamtes, die Schwimmhalle direkt an die Grundstücksgrenze zu setzen, damit die Sichtachse zwischen Seeufer und der Villa erhalten bleibt. „Es gab, was die Schwimmhallenarchitektur betrifft`, beschreibt Mohtachem den Hintergrund, „verschiedene Überlegungen, ob wir jetzt einen Bezug herstellen zu der alten Villa oder etwas völlig Neues schaffen.” Nach diversen Gesprächen mit den Bauherren entschied man sich, etwas Neues und Modernes zu errichten, das sich aber harmonisch in den Park ähnlichen Garten zu integrieren hätte. Hinter der jetzt gewählten Architektur mit dem tonnenförmig gewölbten Dach verbergen sich sogar zwei Ideen: „Die Ursprungsidee war”, so Mohtachem, „dass die Unterkante des Daches mit dem Garten eine Ebene bildet und der Garten auf dem Dach fortgeführt wird in Form eines begrünten Daches, so dass vom Betrachter ein Hügel wahrgenommen wird und kein Dach.” Diese Lösung musste aber aus brandschutztechnischen Gründen verworfen werden. Deshalb griff die zweite Idee, nämlich eine Schwimmhalle zu bauen, die konsequent auf Energiesparen ausgerichtet ist, Die Architektur sollte dabei so ausgerichtet sein, dass nur wenig Volumen zum Heizen oder Kühlen vorhanden ist. So wurde die Form des Viertelkreises gewählt.
Die Schwimmbadtechnik
Im Untergeschoss direkt am Becken montierten die Techniker von Schwimmbecken-Rambow die Schwimmbadtechnik. Zur Ausstattung gehören ein Behncke-Mehrschichtfilter „Formular 2000” mit UV-Entkeimung, der Bayrol„Poolmanager” zur Wasserpflege sowie ein Niedertemperatur-Wärmetauscher. Um die Wasserwerte einzustellen oder die Attraktionen zu bedienen, brauchen die Bauherren aber nicht ins Untergeschoss der Anlage zu gehen. Bequem können die Bauherren die Anlage von einem Display am Eingang der Schwimmhalle bedienen. Die Dosiertechnik kommuniziert per SMS mit den Technikern. Die 13 × 8 m große Schwimmhalle ist dort, wo sich der Beckenumgang befindet, fast 5 m hoch, aber auf der gegenüberliegenden Seite, wo man nicht stehen, sondern nur im Pool schwimmen kann, reicht das gewölbte Dach bis auf 1,20 m herunter. Im Innern ist die Anlage auf der Gartenseite geprägt von zwei großen Glasfronten, die die permanente Blickbeziehung zum Garten und zum See herstellen. Und selbst die Eingangsseite ist noch verspiegelt, so dass die Schwimmer im Becken die Möglichkeit haben, auch auf dieser Seite den Garten zu sehen, der sich im getönten Glas widerspiegelt. Auch auf der niedrigen Seite der Schwimmhalle ist das Thema Transparenz konsequent fortgesetzt worden. Die Natursteinverkleidung wird durch Spiegelstreifen als Verlängerung der Holzbinder fortgesetzt. Eine Andeutung, dass das Holz scheinbar bis zum Wasser fortgesetzt wird. Die Decke wirkt durch die Holzbinder und die scheinbare Fortsetzung noch imposanter. Wärmedämmung und Dampfsperre wurden dabei auf und zwischen die Holzbinder verlegt. Der 11 × 5 m große Pool wurde klassisch aus Beton erstellt und mit einer Folie ausgekleidet. Aber auch hier findet man Besonderheiten: Das Becken mit Vertikaldurchströmung verfügt über ein Gefälle im Boden von 1,20 m auf 1,75 m. Auf Wunsch der Bauherrin, der die üblichen Rinnenroste nicht gefielen, wurde eine Rinnenabdeckung aus Teakholz gewählt und verlegt. Jan Rambow und seine Techniker statteten den Pool mit LED-Unterwasserbeleuchtung, Unterwasserlautsprechern, Gegenstromanlage, Schwalldusche und einer doppelten Sitz-Sprudelanlage in der Treppe aus. Im Untergeschoss des Pools, ist die Schwimmbadtechnik untergebracht (siehe Kasten). Die Luftentfeuchtung erfolgt über ein Kanalgerät mit Too % Außen-/Fortluftanschluss und Wärmerückgewinnung. Das Wohnhaus wird sowohl mit einer Geothermie-Anlage als auch mit einem Blockheizkraftwerk betrieben. Die gewonnene Wärme des Blockheizkraftwerks wird mittels Wärmetauscher der Schwimmhalle und dem Beckenwasser zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wird die Geräteabwärme durch eine Luft-/Wasser-Wärmepumpe im Beckenum-
gang zurückgewonnen und zur Beckenbeheizung wiederverwendet. Das hat neben der Energieeinsparung den Zusatzvorteil, dass der Technikraum angenehm kühl ist. Allein die Planungszeit inklusive Baugenehmigung durch die Behörden dauerte über ein Jahr, inklusive Planungszeit des Bootshauses, der eigentliche Bau der Schwimmhalle dafür nur drei Monate. Nach Fertigstellung wurde der Garten nach Originalplänen und getreu dem Vorbild wieder instandgesetzt. Beeindruckend ist heute, wie die verschiedenen, scheinbar widersprüchlichen Anforderungen in ein stimmiges Konzept umgesetzt worden sind. Der freie Blick von der Villa zum See ist erhalten geblieben, die Schwimmhalle integriert sich perfekt in den Garten und findet sich wieder in der Architektur des Bootshauses.